Bruno Rossmann Preis 2013

Die HSFS gratuliert Franziska Vaagt zum Bruno Rossmann Preis 2013

42. Deutscher Lebensmittelchemikertag in Braunschweig

Der diesjährige Bruno Rossmann Preis wurde anlässlich des 42. Deutschen Lebensmittelchemikertages (Braunschweig) an Frau Franziska Vaagt, Hamburg School of Food Science, verliehen.

Frau Vaagt hat von 2004 bis 2008 Lebensmittelchemie an der Universität Hamburg studiert und dort auch ihr Erstes Staatsexamen absolviert sowie eine Diplomarbeit im Bereich der Ballaststoffanalytik angefertigt. Anschließend absolvierte sie das praktische Jahr am Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg und am LAVES in Lüneburg und erhielt Anfang 2010 den titel Staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin.

Direkt im Anschluss hat sie als Stipendiatin der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung angefangen an der Hamburg School of Food Science ihre Doktorarbeit auf dem Gebiet der „DNA-basierten Lebensmittelanalytik“ anzufertigen. Ihr Augenmerk fiel hier auf den Nachweis des giftigen Grünen Knollenblätterpilzes, welcher für 80 % aller tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen verantwortlich ist. Für die Kontrolle von verschiedenen Spezies in Lebensmitteln bietet sich die DNA als Analyt an, da ihre Sequenz für jeden Organismus individuell ist. Da die DNA aber in jedem Organismus und damit auch im Endprodukt "Lebensmittel" in sehr geringen Mengen vorkommt, muss sie, bevor man sie detektieren kann, vervielfältigt werden. Diese Vervielfältigung wird klassischerweise über die sog. PCR (Polymerasekettenreaktion) erreicht. Zur Durchführung der Temperatur/Zeit-Verläufe einer PCR ist dabei ein Thermocycler und für die Detektion ggf. weitere technische Apparaturen notwendig. Ohne diese technische Mindestausstattung kann ein DNA-basierte Nachweis eines Organismus mittels PCR nicht stattfinden.

Neben dem Einsatz von solchen klassischen, apparativ anspruchsvollen PCR Methoden konzentrierte sich Frau Vaagt daher besonders auf die Verwendung von alternativen isothermalen Amplifikationsmethoden und innovative Detektionsmethoden.

Die sog. Loop Mediated Isothermal Amplification, kurz LAMP, hat den Vorteil, dass ihre Reaktion bei einer Temperatur, also beispielsweise in einem Wasserbad, abläuft. Sprich, ist die Reaktion einmal gestartet worden, ist sie quasi ein Selbstläufer. Wird sie nun, und das ist Frau Vaagt während ihrer Doktorarbeit gelungen, mit einem einfach durchführbaren Nachweissystem gekoppelt, ist dieses Komplettpaket hervorragend für eine Vor-Ort-Analytik geeignet.

Frau Vaagt hat für die Detektion das Lateral-Flow-Dipstick System gewählt, welches ähnlich zu einem Schwangerschaftstest funktioniert. Dazu wird ein Teststreifen mit zwei Zonen verwendet: Die eine Zone verfärbt sich nur, wenn der Analyt – in diesem Fall Grüner Knollenblätterpilz – vorhanden, die zweite sog. Kontrollzone, verfärbt in jedem Fall. Dieser Teststreifen wird also in den Reaktionsansatz getaucht und ein paar Minuten gewartet. Werden zwei Streifen sichtbar, so bedeutet das „Analyt vorhanden“; ein Streifen „Analyt nicht vorhanden“.

Die Empfindlichkeit der von Frau Vaagt entwickelten LAMP-LFD Methode reicht aus, um eine tödliche Dosis des Giftpilzes in einem Pilzgericht normaler Größe schnell und ohne anspruchsvolle apparative Ausstattung nachzuweisen. Die Methode ist daher ganz im Sinne von Bruno Rossmann, der mit seinem Preis Schnellmethoden zum Nachweis von gesundheitsschädlichen Stoffen in Lebensmitteln auszeichnen möchte.

Die Ergebnisse von Frau Vaagt wurden bereits auf Postern und in Vorträgen präsentiert. Zwei Publikationen (Journal of Agricultural and Food Chemistry, Deutsche Lebensmittelrundschau) sind bereits erschienen, eine weitere ist in Vorbereitung. Ihre Dissertation wird Frau Vaagt noch in diesem Jahr im Rahmen einer Disputation abschließen.

Der Preis

Der Bruno-Roßmann-Preis wird jährlich im Rahmen des Lebensmittelchemikertages durch die Lebensmittelchemische Gesellschaft - Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker verliehen. Er werden wissenschaftliche Arbeiten auf folgenden Gebieten ausgezeichnet:

  • Schnellmethoden zum Nachweis gesundheitsschädlicher Stoffe auf und in Lebensmitteln,

  • Methoden zur Untersuchung von Lebensmitteln mit einfachen Mitteln, wenn z.B. die technischen Apparaturen aus äußeren Gründen nicht mehr einsatzfähig sind, sowie

  • Verbesserung der Ernährung, Ausschaltung von Schadstoffen, bessere physiologische Ausnutzung.

Der Preis besteht aus einer Urkunde, dem Bild und dem Lebenslauf des Stifters und ist mit einem Geldbetrag in Höhe von insgesamt 5.000,- Euro  verbunden.

?